Der 1683 geborene Johann Seeger Ruland kam als junger Kaufmann anfang des 18. Jahrhunderts in die freie und Reichsstadt Speyer.
In einem 1709 angekauften verwilderten Garten fand er Weinstöcke mit grau-braunen Trauben, die er zu einem Wein verarbeitete. Schließlich vermehrte er diese Reben und verkaufte sie in alle
Welt.
Die Reben nannte man zuerst nach der Stadt, in der man sie entdeckt hatte („Speyerer“),
später – und noch heute - nach seinem Entdecker: „Ruländer“.
Schön ist folgende Version:
Der Assessor am Reichskammergericht Seuffert, der bis zur Zerstörung Speyers durch französische Truppen (1689) in Speyer gewohnt hatte, habe sie aus der Champagne nach Speyer gebracht und sie dort in
seinem Garten angepflanzt, den Ruland später kaufte.
Ruland soll seinen Wein dem Fürstbischof von Speyer vorgestellt haben, worauf dieser, tief beeindruckt ob der Qualität, den Anbau in den kirchlichen Weingütern angeordnet habe.
Auch ein Gedicht entstand hierzu....
Die alte Kreishauptstadt am Rhein
hat vielfach Grund recht stolz zu sein,
nicht nur der toten Kaiser wegen,
die nach wie vor die Stadt beleben,
oh nein - dahier am Speyerbach
gab es auch Schwerd und Feuerbach
und nicht zuletzt - wer kennt Ihn schon?
vom Vater Ruland einen Sohn!
Johann Seger hieß der Knabe ,
dessen späteres Gehabe
siebzehnhundertelf etwa
- mit Verlaub - höchst fruchtbar war!
So weiß die Chronik zu berichten,
daß Ruland außer Kaufmanns Pflichten
auch wahrgenommen hat im Leben
die Hege namenloser Reben,
die just in seinem Garten standen -
gepflanzt von einem Unbekannten.
Zwei Reben seien es gewesen;
so ist es seitdem nachzulesen.
Die Träubchen waren braun und klein,
dünnhäutig , lieblich, zart und fein,
und Sie ergaben - ohne Mühe -
für Rulands Fäßlein reichlich "Brühe".
Der wundersame Rebensaft
- noch ohne Würze, ohne Kraft -
kam in des Gartenhauses Keller,
wo auch zuweilen "Muskateller",
"Gänsfüßler" und "Gutedel" schäumten
und hier von großer Reife träumten.
Nach einem guten knappen Jahr
- der Sommer noch im Lande war -
kam es bei einem Gartenfest
zufällig dann zum "Warentest",
als Ruland füllte in den becher
den "Unbekannten" für die Zecher.
Dies war zugleich in froher Runde
der Tag und damit auch die Stunde
für die Geburt von einem Wein,
den jener Ruland hier am Rhein
"entdeckte" und "erfunden" hat,
nach der Zerstörung dieser Stadt.
Und alle, die den Wein probierten,
spontan dem Ruland gratulierten
zum wahrhaft köstlichen Getränk,
das wie ein himmlisches Geschenk
fortan verehrt wird und gepriesen -
stets frohen Herzens beim Genießen!
"Ruländer" wurde er getauft -
und ziemlich bald auch schon verkauft;
denn Kaufmann Ruland - klug und weise -
vermehrt heimlich, still und leise
seine rätselhaften Ranken
mit dem sinnigen Gedanken,
aus den Pflanzen - in Plantagen -
auch noch Kapital zu schlagen!
Inzwischen und daraus diesem Grund
ist der Ruland-Wein in aller Mund!
Wird auch bezweifelt da und dort
der edlen Rebe Herkunftsort,
so steht doch eines fest in Speyer:
Ob Burgunder, ob Toyaker,
ob reiner Zufall oder Züchtung -
in jedem Falle stimmt die Richtung!
Dem Handelsmann gebührt Verehrung
für die Entdeckung und Vermehrung!